"jetzterstrecht" Michl Müller, der „Dregg-Sagg“ aus der Rhön in Henfenfeld
Geschrieben von Administrator   

Bereits eine Stunde vor dem Start war die Henfenfelder Sporthalle berstend voll besetzt – kein Wunder, denn Michl Müller war gekommen.

Vorstellen brauchte ihn Reinhold Heinrich, der Vorsitzende des Sportvereins nicht, er beschränkte sich auf die Begrüßung der Gäste. Dank sprach er den Vertretern der Sparkasse für ihre Unterstützung der Kulturreihe des SVH aus.

Mit einem „Grüß Gott“ erstürmte Michl Müller begleitet von viel Applaus die Bühne. Seine Herkunft verleugnet er keineswegs, der unterfränkische Dialekt ist quasi seine Basis. Doch wenn er Merkel, Westerwelle, zu Guttenberg und all die anderen Politiker mit vorzüglicher Stimmenimitation mimt, ist er in seinem Element. Rastlos wandert er auf der Bühne hin und her, tänzelt, gestikuliert wild und wechselt blitzschnell die Themen. Mit seinem Programm „Jetzt erst recht“ hält er der Gesellschaft, besonders aber den Promis einen Spiegel vor das Gesicht. Kurze, teils derbe Sticheleien schießt er salvengleich ins Publikum, als Echo gibt es schallendes Gelächter zurück.

Seine gestenreiche Aufzählung der Vornamen von Karl-Theodmichl_mller_1.jpgor zu Guttenberg mit all seinen Vornamen ist live ein Erlebnis. Wenn er die Lippen spitzt um mit „Ich sag nix“ Angela Merkel nachzuahmen kocht der Saal. Heute regt man sich über Öl im Po auf, früher wurden kilometerweise dieune damit imprägniert, stellte er. Das die Fastenzeit Verzicht bedeutet, erklärte er danach. Verzicht beispielsweise auf Wurst, Käse, Nikotin und Alkohol. Müller setzt eines drauf, und meint, manch eine hätte besser früher mit dem Fasten begonnen. Er fragte ins Publikum, wer Margot Käßmann eigentlich angeschwärzt habe – die Polizei sicherlich nicht. Dann – zack – Blende nach Afghanistan zum „Talibanaussteigerprogramm“. „Kann gar nicht funktionieren, denn womit wolle man den Attentätern die 72 Jungfrauen nach dem Tod ersetzen, merkte er sarkastisch an.

Die Unlogik mancher Leute beim Einkassieren der Abwrackprämie stellte er klar heraus, denn 2500 Euro vom Staat werden mitgenommen, wenngleich das Auto noch einen Wert von 6000 Euro hatte. Dann gibt es Gesang, „Heut ist ein schöner Tag“ stellt er fest und verlangt vom Publikum den einfachen Refrain „Eijo“, das funktioniert bestens, der ganze Saal singt.

Der harte zurückliegende Winter findet gleich doppelt Erwähnung: Schnee räumen fördert die Kommunikation, vor allem wenn man das mitten in der Nacht tut. Auch der Klimagipfel sei deswegen gescheitert, die Delegierten müssten „im Sommer in der Sahara in ein Glashaus!“

Von der Wüste ging es in die heimischen Wälder mit ganz neuen Gefahren. Der lautlose Tod rafft in Form michl_mller_3.jpgvon Mountainbikern die Wanderer und auch die Tiere dahin. Viel harmloser sind dagegen die „klack-klack-klack-klack“ Nordic-Walker, vor deren Geschwätz man besser flüchtet.

Bei seinen Attacken auf die Politik verschont Müller keine Partei. Besonders regt ihn das Thema „Bayern-LB“ auf, „ausgerechnet von den Österreichern lässt man sich über den Tisch ziehen“. Krasser Themenwechsel: Warum Frauen liebend gern in den Drogeriemarkt gehen – dort gibt es ihre drei „K“ – Kosmetik, Kerzen, Katzenfutter.

Der Mann dagegen sinniert, wie er seiner frierenden Frau Wärme geben kann. Das ginge am besten mit dem Vollwärmeschutz für das Haus, passend dazu präsentiert Müller sein Lied „Vollwärmeschutz der Liebe“.

Fast drei Stunden dauert das reguläre Programm, rasant ist die Zeit vorbei, ohne dass es einen langweiligen Kalauer gegeben hätte. Als Zugabe kommt das Lied „Sex ist nicht alles“, bestens bekannt vom Fasnacht in Franken. Als dann noch die Fleischereifachverkäuferin ihre Scheibe Gelbwurst draufgibt, tobt der ganze Saal.  

 

Johann Dechant

 

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