Den Alltag in ein Plädoyer gefasst
Zum Auftakt der
Kabarettserie 2014 kam der Münchner Max Uthoff in die Henfenfelder Sporthalle.
Vor fast ausverkauftem Haus präsentierte er sein Programm „Oben bleiben“.
Der Vorsitzende des SVH,
Reinhold Heinrich stellte den Künstler vor, der nach seinem juristischen Studium
als Satiriker seit 2007 regelmäßig ausgezeichnet wurde, darunter mit dem
Deutschen Kabarettpreis und dem Deutschen Kleinkunstpreis. Heinrich dankte den
Hauptsponsoren, der Sparkasse Nürnberg und der Firma Dauphin aus Offenhausen.
Als Max Uthoff unter
Beifall die Bühne betrat, fiel auf, dass er außer seinem Headset überhaupt
keine Utensilien braucht. Was es bedeutet, „Oben“ zu bleiben zeigte er mit der „Wahrnehmung“
auf. Schon die Kleinkinder wissen instinktiv, wie sie sich verhalten müssen, um
Aufmerksamkeit zu erregen – ein Sturz ohne Personen im Umfeld verläuft hingegen
klaglos. Das Phänomen „Geltungsbedürfnis“ beherrschten alle Machthaber der
Erde, von der Antike bis zur heutigen Zeit.
Uthoff spricht auch die
modernen Medien an, Facebook und Twitter sind die modernen Mittel, die öffentliche
Wahrnehmung ermöglichen. Er bringt es auf den Punkt: „Nur wer wahrgenommen
wird, kann oben bleiben!“
Nachdem er Politik und
Religion ansprach kam ein kurzer Ausflug zur Werbung, die sich mit ständigen
Wiederholungen in den Köpfen festsetzt. Uthoff erzeugte mit seiner „Seitenbacher-Einlage“
einen der wenigen heiteren Momente des Abends. Der neue Trend, Aufmerksamkeit zu
erregen sei das Wort „Bio“, hier scheue man nicht zurück, auf Eier kleine
Federn zu kleben, um den Verbraucher beeinflussen zu können.
Auch Bundespräsident
Joachim Gauck wurde nicht geschont, dessen Lieblingswort „Freiheit“ sei. Wäre
es stattdessen „Friede“, würde es der Wirtschaft nicht dienen. Ursula von der
Leyen sei die ideale Verteidigungsministerin, schon weil sie verharmlosend
wirke. Die Pazifisten sind Uthoffs Meinung nach „zu faul zum Schießen“.
Schon bald wurde den
Zuhörern klar, dass sich Uthoffs Auftritt von dem anderer Kabarettisten, die
bisher im Ort waren, deutlich unterscheidet. Es ist ein intellektuelles Satireprogramm,
bei dem es keine Schenkelklopfer oder Kalauer gibt. Sein Program voller
Alltäglichkeiten regt zum Grübeln an. Analytisch zeigt er in schneller Folge auf,
was nicht funktioniert und fordert Verbesserungen. Er bezeichnet die
Pisa-Studie als realitätsfremd, da sie sich mit Fächern befasse, die unnötig seien.
Er fordert stattdessen Fremdsprachenförderung, welche die Völkerverbindungen verbessern
würde. Uthoff sorgt für etwas Heiterkeit, als er den französischen „Singsang“
und das „knuddelige“ Niederländisch vorführt.
Warum ausgerechnet
Südkoreaner die besten Schüler seien, erklärt sich Uthoff damit, dass dort die
Prügelstrafe gang und gäbe sei.
Dann wieder zurück zur
Politik mit der Feststellung, dass diese die „Klaviatur der Ängste“ bediene. Er
prangert dabei ein Blindsein an, wenn offener Antisemitismus mit „politischen
Absichten“ verharmlost werde.
Auch „Horsti“ bekommt sein
Fett ab, der seine Meinung so oft ändere, bis diese wieder am Ausgangspunkt
angelangt sei. Zum Schluss empfiehlt Uthoff eine besondere Entspannungstechnik
– man müsse lediglich die Sachen aus einem anderen Blickwinkel sehen. Mit anerkennendem
Beifall wurde der brillante Redner verabschiedet. Johann
Dechant
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