Eine schonungslose Abrechnung mit den
Männern
Ist Ingo
Appelt nun geläutert? Fand mit der neuen Frisur eine Wandlung des einstigen
Comedy-Rüpels statt? Auf diese Fragen wollten viele Gäste eine Antwort finden,
als sie nach Henfenfeld, in die Sporthalle kamen, um sein Programm „Frauen sind
Göttinnen – wir können nur noch beten“ zu sehen.
Das Bühnenbild schon eindrucksvoll, in Anspielung auf Michelangelos
„Erschaffung des Adams“ prangt dort ein Frauenarm, der auf das Wort „Göttinnen“
deutet.
Der Vorsitzende des Sportvereins, Reinhold Heinrich, der Organisator der
Sparte Musik-Kultur stellte kurz den aus Essen stammenden Künstler vor, der
durch zahlreiche Fernsehauftritte bekannt ist.
Einen besonderen Dank sprach Heinrich der Sparkasse Nürnberg und der
Firma Dauphin für deren Unterstützung aus.
Wuchtige Orgelklänge leiten den Auftritt von Ingo Appelt ein, der die
Gäste „am Arsch der Welt“ mit einem „Halleluja“ begrüßt und beweist, dass er
sich mit der „mundfaulen“ fränkischen Mentalität gut auskennt. Sofort gibt er
sich als der große Entertainer, als er sein Lied „Frauen sind Göttinnen, singt
Halleluja“ anstimmt. Klar wird dabei die Marschrichtung vorgegeben „Wer hat die
Männer in der Hand – die Frau!“
Der Comedian hat sich nach eigenen Worten vom Saulus zum Paulus
gewandelt, deshalb begrüßt er auch die Frauen als die „besten Menschen auf der
Welt“. Schonungslos stellt er fest, dass der Bedarf an Männlichkeit seit der
Steinzeit bis hin zur Gegenwart am Nullpunkt angekommen sei. Bei der Evolution
vom Affen zum Mann kommt er zur Erkenntnis, dass Affen viel mehr Sex hatten,
weil sie nie fragen mussten. Den heutigen Mann zeichnet eines aus – seine
Dauerbrünftigkeit. Kein Wunder, dass der Mann im Lauf der Zeit Werte schaffen
musste, deshalb wurde Gott männlich, ebenso dessen erstes Geschöpf. Dann gibt
es auch noch Gottes Stellvertreter auf Erden – wieder ein Mann. Appelt bedauert
die Frauen, die unter den Religionen leiden - vom Christentum bis zum Islam -
und wundert sich, dass sie noch keine eigene Religion gegründet haben.
Seine Unterscheidung zwischen dem männlichen und weiblichen Gehirn
bringt den Saal zum Lachen, wenn er die Anteile anspricht, welche zum
Kommunizieren notwendig sind. Er stellt fest, dass Frauen das Sprechen zum Orientieren
brauchen und vergleicht sie dabei mit Fledermäusen, denn „die brauchen das
auch, sonst klatschen sie gegen die Wand“.
Appelt zeigt auf, dass „krachdürre“ Frauen nichts sind. Er liebt die
kräftigeren, die nicht dick, sondern mächtig sind. Ein Beispiel gibt er mit der
Bundeskanzlerin, die „Gefangene ihres Hosenanzuges“. Angela muss man anbeten,
so sein Credo, sie sei die absolute Powerfrau. Frech hakt er nach, dass sie
dagegen in einem Fußballstadion als biologische Waffe eingesetzt werden könne.
Weiter geht es mit der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und die
allgemeine Feststellung, dass die Deutschen bald aussterben, außer den
Rentnern, die vor sich hin „heestern“. Für Männer sei es ohnehin besser, früh
zu sterben, denn nur so könne man zur Legende werden. Als abschreckendes
Beispiel fügt er eine Parodie auf Udo Lindenberg hinzu.
Seine Feststellung dass Männer keine Sexsymbole sondern „Dienstleister“
seien, gefällt den Frauen im Saal. Für Frauen gelten andere Werte, sie finden
zum Beispiel einen kleinen weißen Bären süß, wogegen der Braune ruhig
abgeschossen werden könne.
Ingo Appelt will nach seinen eigenen Worten kein „netter Comedian“, wie
vieler seiner Kollegen sein. Deshalb bekommen diese auch ordentlich was ab.
Markige Sprüche gibt es zu Mario Barth, Michael Mittermeier und Co, die sich
auf der Bühne zum Hampelmann machen. Den Schauspieler Til Schweiger bezeichnet
er als verbalen „Output“. Perfekt imitiert er seine „Opfer“: Herbert
Grönemeyers wildes Gehüpfe ohne Ton bringt das Publikum zum Brüllen, das sich
noch steigert, als er den „Herbert“ am Klavier macht.
Appelt nennt schonungslos die Männergedanken und bricht dabei schon
manches Tabu – aus männlicher Sicht. Er geht am Schluss soweit, selbst auf der
Bühne die Hose herunterzulassen unter dem Gejohle der Frauen. Ab einem gewissen
Punkt gibt er aber keine Zugabe mehr. Das Publikum kann am Ende des
zweieinhalbstündigen Programms den Appelt gut charakterisieren. Er ist einer,
der ohne Punkt und Komma reden kann, der keinen Tritt ins Fettnäpfchen scheut,
wobei vieles aus seinem Programm besser nicht zu Papier gebracht werden sollte,
nicht zuletzt wegen seiner schonungslosen, polarisierenden Direktheit. Wenn er
vorgibt, die Frauen anzubeten, darf man eines nicht vergessen: Er ist auch nur
ein Mann! Johann Dechant
Fotos: J. Dechant
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